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 Diala Sonnenwind, Kapitel I-VIII

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BeitragThema: Diala Sonnenwind, Kapitel I-VIII   Diala Sonnenwind, Kapitel I-VIII Icon_minitimeDo Apr 10, 2008 1:35 pm

I. Prolog

Die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages erhellten nur langsam die Wiesen und Wälder um Archet, einer kleinen und auf den ersten Blick sehr unscheinbaren Ansiedlung in der Nähe von Schlucht. Ein leichter, beinahe melodischer Wind strich über die zahlreichen Pflanzen und Gräser, die zu dieser Stunde noch fast vollständig mit schimmernden Tau bedeckt waren. Einem unbedarften Wanderer musste sich die Harmonie dieser Landschaft als nahezu perfekte Idylle präsentieren, doch hinter der Fassade lauerte ein unsichtbarer Schatten, der bereits seit geraumer Zeit am Werke war und dessen Folgen noch viel Leid über Mensch und Tier bringen sollte. Noch hielt er sich verborgen, doch hier und dort war sein Wirken bereits deutlich zu spüren.

Schon seit Monaten gab es Berichte über umherziehende Räuber, die in den nahe liegenden Hügeln und sogar in Archet selbst ihr Unwesen trieben. Doch die örtliche Stadtwache schien trotz intensiver Anstrengungen nicht in der Lage, die Drahtzieher zu fassen und die Ordnung wiederherzustellen. Auch kam es immer wieder zu Vorfällen, welche über die begrenzten Möglichkeiten einer gewöhnlichen Bande aus Mordgesellen weit hinausgingen. Schließlich ersuchte man in Bree um Hilfe, doch auch eine umgehend entsandte Reiterei der Miliz konnte keine unmittelbaren Erfolge erzielen.

Ein Umstand, der Diala zu denken gab. Die junge Heermeisterin verfolgte die Geschehnisse in Archet schon seit einigen Monaten und war über die Vorkommnisse mehr als beunruhigt. Gerade die schnellen Reitereien der Bree-Miliz waren speziell dafür ausgebildet, Feinde im Umkreis der vielen weit verstreuten kleineren Ansiedlungen schnell aufzuspüren und Gefahren für Land und Leute bereits im Keim zu ersticken. Trotzdem hatten die Überfälle in der letzten Zeit an Intensität sogar noch zugenommen.

Allen warnenden Anzeichen zum Trotz schien das Oberkommando der Miliz ihre Sorgen jedoch nicht zu teilen: Mehrere Anträge, die vorhandenen Truppen mit einer weiteren Reiterei unter ihrem Kommando zu verstärken, wurden ohne nähere Begründung abgelehnt. Seltsamerweise schien es sogar eine Aura der Ablehnung zu geben, wann immer sie das Thema zur Sprache brachte. Es kostete die junge Heermeisterin letzten Endes ungewöhnlich viel Aufwand und das Einfordern einiger persönlicher Gefälligkeiten, um die Sache überhaupt weiter untersuchen zu dürfen. Doch wurde ihr zur Auflage gemacht, sich nicht näher in die Geschehnisse einzumischen, um die Bemühungen der bereits vor Ort befindlichen Reiterei unter dem Kommando von Hauptmann Thedoanis nicht zu gefährden.

Die junge Heermeisterin kannte Thodoanis seit ihrer gemeinsamen Zeit auf der Akademie, doch erinnerte sie sich nur ungern daran. Von Anfang an hatte zwischen ihnen eine unerklärliche Abneigung geherrscht, die sie sich bis zum heutigen Tage bewahrt hatten. Trotzdem hielt sie ihn für einen kompetenten Offizier und seine militärischen Qualitäten standen außer Frage, auch wenn er seine rasch fortschreitende Karriere mehr als einmal lediglich dem guten Namen seiner Familie verdankte und über gute Beziehungen zu den höchsten Kreisen verfügte.
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BeitragThema: Re: Diala Sonnenwind, Kapitel I-VIII   Diala Sonnenwind, Kapitel I-VIII Icon_minitimeDo Apr 10, 2008 1:35 pm

II. Archet

Während sie weiter auf Archet zuritten, warf Diala einen beiläufigen Blick auf Ferndal, den Herold, der sie begleitete. Zwar hätte sie die Gesellschaft von Morna bevorzugt, doch war ihre reguläre Begleiterin zur Zeit noch auf einem wichtigen Botengang und stand daher nicht zur Verfügung. Nicht, dass sie Ferndal nicht vertraut hätte. Sie mochte diesen bereits etwas in die Jahre gekommenen Mann, der sie irgendwie an ihren verstorbenen Vater erinnerte und mit dem sie schon einige kurze Aufträge erledigt hatte. Trotzdem bestand ein großer Unterschied zwischen der lebenslustigen Morna, die jeder noch so schlechten Situation auch etwas Gutes abgewinnen konnte und diesem sehr verschlossen wirkenden alten Soldaten, der nur dann etwas zu sagen schien, wenn er es persönlich für nötig hielt.

Als Diala und Ferndal schließlich Archet erreichten, herrschte bereits emsiges Treiben in den Gassen. Bauern machten sich auf den Weg zu ihren Feldern und überall gingen die Leute ihrem Tageswerk nach. Doch auch wenn auf den ersten Blick alles normal schien, war die Nervosität der Stadtbewohner doch deutlich spürbar. Hier und da warfen ihnen die Menschen beiläufige Blicke zu, ohne sie jedoch länger anzustarren. Offensichtlich war man hier die Anwesenheit von neuen Gesichtern und Milizionären gewohnt.

Dialas erster Besuch galt dem Kommandanten der Stadtwache, doch musste sie schnell erkennen, dass es in der Stadt selbst vermutlich nur wenig Hinweise geben würde. Zumindest konnte sie in Erfahrung bringen, dass es in den vergangenen zwei Tagen keine besonderen Vorkommnisse mehr gegeben hatte. Als die junge Heermeisterin die Kommandantur wieder verließ, blieb sie plötzlich abrupt stehen, ohne dass sie dafür einen besonderen Grund hätte nennen können. Aufmerksam ließ sie den Blick über den Dorfplatz und die angrenzenden Gebäude schweifen, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches entdecken. Über der ganzen Stadt schien eine dunkle Vorsehung zu liegen, vergleichbar mit der Stille vor einem aufkommenden Sturm.

Die nächsten Stunden verbrachten die beiden Milizionäre damit, die Stadtbewohner zu befragen, doch blieben neue Erkenntnisse wie erwartet aus. Dabei fielen Diala mehrere Männer auf, die sich um einen reichlich beleibten Mann mit einem geschwungenen Schnurrbart drängten, der seiner luxuriösen Kleidung nach offensichtlich zum gehobenen Stand innerhalb der Stadt gehörte. Als sie dem Blick der jungen Heermeisterin gewahr wurden, zerstreuten sich die Männer rasch mit gesenkten Blicken. Zurück blieb lediglich der Adelige, der Diala mit einem herablassenden Blick musterte, bevor er in Richtung eines nahe gelegenen Hauses davon schritt.

Stirnrunzelnd blickte sie ihm nach. Als sie sich jedoch gerade in Bewegung setzen wollte, um dem Mann zu folgen, fiel Diala ein Junge auf, den sie bereits mehrfach in den letzten Stunden aus den Augenwinkeln wahr genommen hatte, ohne ihn näher zu beachten. Mit einem kurzen Blick gab sie Ferndal zu verstehen, dass sie allein mit ihm sprechen wollte. Der alte Herold verstand und nutzte die Gelegenheit, um nach den Pferden zu sehen. Diala musterte noch einmal die Gegend, bevor sie betont beiläufig dem Burschen folgte, der mittlerweile in einer der Nebengassen verschwunden war. Sie fand ihn schließlich hinter einigen Kisten, die am Ende des Ganges achtlos ineinander gestapelt worden waren. Es war nicht zu übersehen, dass der Knabe sehr nervös und verängstigt war, doch gelang es der Heermeisterin, ihn zu beruhigen und in den nächsten Minuten berichtete er Diala in hastigen Worten, wie er beim verbotenen Jagen nach Keilern weit abseits der Wege auf ein Lager von Räubern in einer verlassenen Ruine gestoßen war. Zwar verhaspelte er sich bei der Beschreibung immer wieder, doch hatte sie nach ein paar Minuten eine klare Vorstellung, wo die Banditen sich aufhalten mussten. Bevor sie ihn jedoch noch weiter befragen konnte, schreckte er hoch und rannte in Richtung des Dorfplatzes davon.

Nachdenklich fuhr sich die Heermeisterin mit der Hand über das Kinn und ließ sich diese neuen Erkenntnisse durch den Kopf gehen. Es schien ihr unbegreiflich, dass die Reiterei ein Lager, das so nah zur Stadt aufgeschlagen wurde, nicht entdeckt hatte. Schließlich verließ sie die Gasse und kehrte zu Ferndal und den Pferden zurück. Nachdem sie sich versichert hatte, dass sie keine ungebetenen Zuhörer hatten, berichtete Diala dem Herold knapp, was sie von dem Jungen erfahren hatte. Anschließend schickte sie ihn mit dem Auftrag aus, Hauptmann Thedoanis zu finden und ihn unverzüglich zu einem Treffpunkt nahe des Räuberlagers zu bringen. Sie selbst versorgte sich bei den örtlichen Händlern mit einer Karte der Umgebung und einigen Vorräten, bevor sie ihr Pferd sattelte und sich anschickte, Archet zu verlassen. Kurz kam der jungen Heermeisterin noch der Gedanke, dem verdächtigen Adeligen noch vor ihrer Abreise einen kurzen Besuch abzustatten, zumal sie ein ungutes Gefühl bei diesem Mann hatte. Doch beschloss sie nach kurzen Überlegungen, sich zunächst auf die unmittelbare Gefahr des Räuberlagers zu konzentrieren und mit der Befragung bis zu ihrer Rückkehr zu warten. Eine fatale Entscheidung mit reichhaltigen Folgen, wie sich später noch herausstellen sollte.
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BeitragThema: Re: Diala Sonnenwind, Kapitel I-VIII   Diala Sonnenwind, Kapitel I-VIII Icon_minitimeDo Apr 10, 2008 1:36 pm

III. Verrat

Am Treffpunkt angekommen erkundete Diala zunächst die nähere Umgebung, bevor sie ihr Pferd nahe einer verdeckten Baumgruppe in der Nähe eines verfallenen Turms versteckte und wartete. Die Sonne sank bereits am Horizont und die größtenteils eingestürzten Mauern einer nahe gelegenen, längst vergangenen Festung hoben sich deutlich gegen den Himmel ab, doch weder Ferndal noch Hauptmann Thedoanis mit seiner leichten Reiterei waren zu sehen.

Als die Dunkelheit einsetzte und sie in den entfernten Ruinen vereinzelte Feuer ausmachen konnte, beschloss Diala, sich näher vorzuwagen. Schon von weitem konnte sie mehrere Gestalten ausmachen, deren Verhalten und Kleidung sie eindeutig als Wegelagerer und Räuber zu erkennen gaben. Dank der Sorglosigkeit der Banditen war es der Heermeisterin trotz eines hellen Vollmondes ein Leichtes, innerhalb der ehemaligen Festung ein Versteck hinter ein paar Kisten und Steinen zu finden. Von hier aus konnte sie einen Großteil der Ruine einsehen. Stirnrunzelnd betrachtete Diala das lockere Treiben der Taugenichtse. Es war ihr unbegreiflich, wie ein solch scheinbar unorganisierter Pöbel Stadtwache und Reiterei so lange hatte narren können.

Nachdem sie einige Zeit still gewartet hatte, hörte sie den Hufschlag eines Pferdes, welches sich dem Tor im leichten Trab näherte. Mit zusammengekniffenen Augen erkannte Diala überrascht den dicklichen Adeligen aus der Stadt, als er das Tor passierte und sich vor einem zerschlissenen Zelt nur wenige Meter von ihrer Position entfernt bei einem Feuer aus dem Sattel hievte. An seinem arroganten und selbstgefälligen Auftreten war klar ersichtlich, dass er sich keinesfalls bedroht fühlte und offenbar schon öfters Besucher in diesem Lager gewesen war. Kaum hatte er abgesessen, wurde er von einem grobschlächtigem Räuber begrüßt, bei dem es sich offensichtlich um den Anführer der Bande handelte. Die Heermeisterin verfluchte lautlos das Lärmen der Räuber, die ein Mithören des Gespräches zwischen den beiden nahezu unmöglich machten. Außer ein paar Gesprächsbrocken über eine weiße Hand, Randbemerkungen über einen in Kürze bevorstehenden Überfall auf die Stadt Archet und den Plan, einige wichtige Personen der Stadt zum Schweigen zu bringen, konnte sie in den folgenden zwei Stunden wenig Brauchbares aufschnappen. Schließlich verabschiedete sich der Adelige, dessen Name scheinbar Tylassar lautete und verließ die Ruine auf dem gleichen Weg, den er gekommen war. Wenig später bellte der Anführer der Räuber einige Befehle, worauf im ganzen Lager emsiges Treiben begann.

Das Herz pochte Diala bis ins Mark, als sie sich mehrmals bereits entdeckt glaubte. Doch hatte sie Glück und es gelang ihr jedes Mal, unerkannt zu bleiben. Überall wurden Habseligkeiten verpackt sowie Waffen und Rüstungen angelegt. Zum wiederholten Male fragte Diala sich, wo nur Ferndal und die Miliz-Reiterei blieben. Tatenlos musste sie mit ansehen, wie die Räuber ihr Lager auflösten und anschließend in verschiedene Richtungen aufbrachen. Der Angriff auf Archet schien unmittelbar bevorzustehen.

Entschlossen, wenigstens die Stadt zu warnen, rannte Diala ohne weitere Zeitverzögerung und ohne einen weiteren Gedanken um Deckung zu dem eingestürzten Turm, an dem sie ihr Pferd in Sicherheit gebracht hatte. Zu ihrer großen Verblüffung stieß er dort auf die Miliz-Reiterei unter Hauptmann Thedoanis, die dort scheinbar bereits seit längerer Zeit lagerte. Unter den Milizionären befand sich auch Ferndal, der ihr einen warnenden Blick zuwarf und seine Verwirrung deutlich machte. Außer sich vor Wut versuchte Diala, Thedoanis für seine Untätigkeit zur Rede zu stellen. Dieser berief sich jedoch kühl darauf, dass höhere Interessen auf dem Spiel stünden, von denen Diala nicht das Geringste wisse und die weit über ihr Fassungsvermögen hinausgehen würden. Auch weigerte er sich, Archet zu informieren und befahl stattdessen die Rückkehr ins Miliz-Hauptquartier. Außer sich vor Wut wendete sich Diala ab, um Archet selbst zu informieren. Bevor sie jedoch ihr Pferd erreichen konnte, sah sie aus ihren Augenwinkeln, wie Thedoanis zweien seiner Männer zunickte und leise Anweisung gab, dass auch der Herold diesen Platz nicht mehr lebend verlassen dürfte.

Fassungslosigkeit stahl sich auf Ferndals Gesicht, als er mit ansehen musste, wie Thedoanis Männer ihre Armbrüste umgehend auf die Heermeisterin und ihn anlegten. Ohne zu zögern sprang er vor und in letzter Sekunde gelang es ihm, die Heermeisterin eine Böschung herunterzureißen, während die kleinen Bolzen knapp über sie hinwegzischten. Unten angekommen konnten sie nur knapp einem zweiten Hagel aus Bolzen entgehen, in dem sie die Deckung einiger Felsen ausnutzten und sich dann in Richtung des verfallenen Turms zurückzogen. Das nahezu undurchsichtige Dickicht bot ihnen dabei eine gute Deckung. Außer sich vor Zorn, die sicher geglaubte Beute im Unterholz doch noch zu verlieren, befahl Thedoanis seinen acht Reitern, die beiden Flüchtlinge von verschiedenen Seiten zu flankieren und einzukesseln. In Gruppen zu zwei Männern umschlossen die Verräter routiniert die Gegend um den Turm und begannen systematisch, den Kreis mit äußerster Vorsicht enger zu ziehen. Eine tödliche Taktik, die Diala in der Vergangenheit bereits selbst mehrfach verwendet hatte – und deren Schwäche ihr auch bestens bekannt war. Einmal mehr bewies die junge Heermeisterin, dass sie trotz ihres jugendlichen Alters einen scharfen Verstand besaß. Der Trick bestand darin, nicht zu warten, bis das Netz sich zuziehen würde, sondern vorher an einer Seite möglichst lautlos auszubrechen.

Schnell aber leise wandten sich Diala und Ferndal der Rückseite des verfallenen Turms zu, die einem Außenstehenden als die taktisch schwächste Wahl vorkommen musste, da die starken Außenwände eine Flucht zusätzlich behindern würden. Da sie den Turm jedoch bereits erkundet hatte, bevor sie sich auf dem Weg in das Lager der Räuber gemacht hatte, versprach sich Diala bei einem Kampf Mann gegen Mann dort einige Vorteile. Nach einigen Metern hörten sie Geräusche und gingen schnell hinter zwei älteren, abgestorbenen Baumstümpfen in Deckung. Offensichtlich rechneten die drei Verfolger noch nicht mit ihnen, da ihnen ihre Geschwindigkeit wichtiger zu sein schien als ihre Umgebung. Das wurde ihnen nun zum Verhängnis.

In dem Moment, wo der Erste der Drei Ferndal erspähte, rammte Diala ihm auch schon ihr Schwert bis zum Heft durch die Brust. Ungläubig starrten die zwei übrigen Reiter auf ihren plötzlich in vollen Lauf nach hinten gerissenen Kameraden, doch viel Zeit blieb ihnen nicht. Schon stürzte Ferndal vor und ließ seinen Kriegshammer mit voller Kraft auf die Schläfe des am nächsten stehenden Soldaten krachen. Dabei wirbelte dieser durch die Wucht des Schlages um seine eigene Achse und behinderte dadurch den dritten Mann, bevor er leblos ohne einen Tonfall zu Boden ging. Trotzdem gelang es dem verbliebenen Reiter, in letzter Sekunde einen weiteren Schwinger des Herolds zu parieren und mit lautem Geheul einen Gegenschlag auszuführen, den Ferndal nur mit Mühe abwehren konnte. Das zum finalen Schlag erhobene Schwert und das Triumphgeschrei des vor Wut schäumenden Mannes rissen jedoch jäh ab, als sich Dialas Schwert in seine Seite bohrte. Schwer atmend erhoben sich die beiden Flüchtlinge, doch für eine Verschnaufpause blieb keine Zeit. Die restlichen Reiter hatten sie ausgemacht und rannten nunmehr in vollem Lauf und mit lautem Geschrei auf sie zu, während sie sich durch die Vegetation schlugen. Schnell legten Diala und Ferndal schweißgebadet die letzten Meter bis zum halbverfallenen Eingang des Turms zurück, wobei sich die Heermeisterin im Vorbeigehen noch der bereits gespannten Armbrust eines der Toten bemächtigte.

Nur wenige Sekunden nach ihnen hatten auch die verbliebenen Männer der Reiterei die Ruine erreicht. Hauptmann Thedoanis ließ sich Zeit, seine Männer durch den im halbdunklen liegenden Eingang zu schicken. Aus dieser Falle gab es kein Entkommen und es war ihm ein Rätsel, wie Diala einen so schwerwiegenden taktischen Fehler hatte begehen können. Siegessicher befahl er seinen Leuten, ihre Arbeit zu beenden. Vorsichtig und langsam betraten daraufhin die ersten Soldaten den Weg ins Innere, doch schon noch wenigen Schritten wurde einer von ihnen mit einem Armbrust-Bolzen in seiner Kehle röchelnd zurückgeworfen. Die restlichen Männer innerhalb des Eingangs warfen sich wie auf ein lautloses Kommando schnell zu Boden oder in Deckung, während Thedoanis und diejenigen seiner Reiter, welche den Turm noch nicht betreten hatten, sich außerhalb des Eingangs an die Wand drückten. Ein kurzer Blick um die Ecke kostete den Hauptmann der Reiterei beinahe sein Leben, als ein weiterer Bolzen knapp an seinem Kopf vorbei ins Freie jagte. Fluchend bellte Thedoanis seine Soldaten an, umgehend vorzurücken. Diese gehorchten jedoch nur zögernd und ließen äußerste Vorsicht walten, als sie sich dem Aufgang der Wendeltreppe näherten. Einer der Männer spähte vorsichtig um die Ecke, konnte jedoch keine Bewegung ausmachen. Auf sein Signal hin stürmten weitere Reiter vor, um den Eingang zu sichern. Als sie auf keinen Widerstand stießen, begannen sie vorsichtig, die eng gewundenen Stufen nach oben zu erklimmen. Dabei wurden sie durch ihre schweren Rundschilde merklich behindert, wollten auf diese jedoch unter keinen Umständen verzichten.

Schließlich kamen sie ohne Zwischenfälle bis zum Übergang ins erste Geschoß, wo die beiden Gesuchten jedoch bereits auf sie warteten. Aus einer Seitennische ließ Ferndal seinen Hammer mit voller Wucht auf die Schilde der ersten Soldaten sausen, wodurch der Ansturm der Verfolger vorerst ins Stocken geriet. Diala nutzte diese Gelegenheit, um ihr Schwert mehrmals durch Lücken des Schildwalls in den ineinander verkeilten Pulk zu rammen. Zwei der Angreifer schrieen schmerzhaft auf und blieben liegen, während ein dritter mit geöffneter Kehle gurgelnd die Treppenstufen zurückstürzte. Die überlebenden Angreifer wichen kurz zurück, schritten dann jedoch ohne zu zögern über ihre verletzten oder toten Kameraden hinweg und griffen umso aggressiver an. Auf beiden Seiten wurde bis zum Äußersten gekämpft und der Turm hallte vom Klirren des Stahls aufeinander treffender Waffen und Schilde wieder. Diala und Ferndal gerieten in äußerste Bedrängnis, bis der fehlgeleitete Schlag eines Soldaten auf einen modernden Holzpfeiler für eine unerwartete Wendung sorgte. Durch die Wucht des Aufpralls brach das Gebälk in tausend Stücke und mehrere Mitglieder der Reiterei wurden erschlagen oder stürzten schreiend in die Tiefe, als das marode Holzgerüst die Decke des ersten Stocks nicht mehr halten konnte und Teile des ersten Stockwerks sowie der Treppe krachend ins Erdgeschoss stürzten.

Auch in der näheren Umgebung des Turms waren die Auswirkungen der Kettenreaktion deutlich zu spüren. Das ganze Bauwerk wurde innerlich erschüttert, Teile der Fassade stürzten ein und eine Wolke aus Schutt und Asche drängte durch jede noch so kleine Öffnung nach außen. Als der Staub sich wieder gelegt hatte, riskierte Thedoanis einen Blick nach innen. Noch immer war das Klirren von aufeinander schlagenden Waffen zu hören, gefolgt von einem durchdringenden Schrei, als einer der Reiter durch das neu entstandene Loch in der Decke nach unten stürzte und reglos mit gebrochenen Augen auf einem Berg von Steinen und Brettern liegen blieb. Fluchend drückte sich der Hauptmann der Reiterei wieder an die Außenwand des Turms. Diese ganze Sache dauerte erheblich zu lange und die Zeit wurde knapp. Da bemerkte er, wie instabil das ganze Bauwerk offensichtlich mittlerweile geworden war und eine Lösung seiner Probleme nahm in seinem Geiste konkrete Formen an. Obwohl sich noch Mitglieder seiner Reiterei innerhalb des Turms befanden, begannen Thedoanis und seine draußen verbliebenen Männer mit Hilfe mehrerer Balken damit, die Mauern des Erdgeschosses an kritischen Stellen zum Einsturz zu bringen. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten und schon nach kurzer Zeit brachen die überlasteten Außenwände des Turmes unter ihrem eigenen, ernormen Gewicht zusammen. Die Reste des ehemaligen Wachturmes stürzten mit einem donnernden Geräusch und einer Lawine aus Schutt in sich zusammen und es dauerte mehrere Minuten, bis sich der Staub gelegt hatte. Anschließend war von dem Turm von einst nichts mehr zu sehen. Zufrieden betrachtete Thedoanis noch einige Minuten den staubigen Schutthaufen, bevor er seinen restlichen Männern den Befehl zum Aufbruch gab.


Zuletzt von Diala am Do Apr 10, 2008 3:21 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Diala Sonnenwind, Kapitel I-VIII   Diala Sonnenwind, Kapitel I-VIII Icon_minitimeDo Apr 10, 2008 1:37 pm

IV. Dunkelheit

Stunden später lösten sich erst kleinere Brocken und dann ganze Steinblöcke aus dem Teil einer Eckmauer, die über mehrere Meter nahezu unversehrt erhalten und teilweise in Schutt begraben war. Schließlich gelang es Diala, sich vollends aus dem tödlichen Grab zu befreien und blieb für einige Momente nach Luft schnappend völlig erschöpft am Boden liegen. Dann kämpfte sie sich Zentimeter für Zentimeter wieder hoch und begann trotz ihrer vielen Schürfwunden und Prellungen, den bewegungslosen Ferndal ebenfalls aus den Trümmern zu ziehen. Vorsichtig legte sie ihn auf der Seite ab und drehte ihn anschließend behutsam um, doch ein Blick in die starren Augen ihres Herolds sagten ihr sofort, dass es nichts mehr gab, was sie tun konnte. Ihr Leben hatte er retten können, sein eigenes jedoch nicht. Weinend vergrub sie eine Weile ihren Kopf in den Händen, doch war ihr bewusst, dass sie keine weitere Zeit vergeuden durfte. Sie begrub Ferndals Körper notdürftig nahe des Turms und bedeckte das frische Grab mit einigen Steinen, bevor sie sich zu ihrem Pferd begab und sich mit letzter Kraft in den Sattel schwang. Einen letzten Blick warf sie noch auf das Grab, dann gab sie ihrem Pferd die Sporen.

Als Diala die Gegend um Archet jedoch endlich erreichte, wusste sie schon seit geraumer Zeit, dass sie zu spät kommen würde. Hohe Rauchsäulen und ein gewaltiger, blutroter Schein am Horizont hoben sich deutlich gegen die aufkommende Morgenröte ab. Die Räuber hatten offenbar ganze Arbeit geleistet. Das einst aufstrebende Archet stand in Flammen und die Straßen waren gesäumt von Erschlagenen. Über der ganzen Stadt lag der schwere Geruch des Todes. Niedergeschlagen ritt die junge Heermeisterin durch das Tor, wo sie plötzlich und völlig unerwartet von einer hasserfüllten Menge aus rußverschmutzten Gestalten und Angehörigen der Stadtwache umringt wurde. Wild scheute ihr Pferd, als die Meute versuchte, sie enger einzukesseln und vom Pferd zu ziehen. Offenbar waren die überlebenden Bürger von Archet davon überzeugt, dass es sich bei ihr um einen Komplizen der Räuber handelte, welche die Reiterei der Miliz in eine Falle gelockt und damit die Stadt an die Mörderbande verraten hatte. Da bemerkte Diala plötzlich den übergewichtigen Adeligen, der in sicherem Abstand zu den Vorkommnissen mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck die Menge durch laute Anschuldigungen und Verhöhnungen weiter anstachelte. Da die junge Heermeisterin nur zu gut wusste, dass einem aufgebrachten Mob mit Argumenten und ohne Beweise nicht beizukommen war, bäumte sie ihr Pferd mehrfach auf und nutze eine entstehende Lücke, um den bereits engen Kordon zu durchbrechen und die Stadt in vollem Galopp zu verlassen. Die aufgebrachte Menschenmenge schrie ihr hinterher, war aber nicht in der Lage, ihr zu folgen.

In sicherem Abstand und außer Sichtweite der Stadt brachte Diala ihr mit Schweiß bedecktes Pferd schließlich zur Ruhe. Offensichtlich hatten die Hintermänner dieser Verschwörung ganze Arbeit geleistet und ihr die Schuld für den Angriff in die Schuhe geschoben. Da sie jedoch keine Beweise hatte, konnte sie zumindest vorerst nichts dagegen unternehmen und suchte müde und erschöpft einen Rastplatz, von dem sie sowohl die Stadt als auch die Straße im Auge behalten konnte, ohne gesehen zu werden. Stunden vergingen und es wurde bereits hell, als die Heermeisterin das Geräusch eines sich nähernden Pferdes hörte. Alarmiert spähte Diala durch das von ihr zur Deckung aufgetürmte Gestrüpp, bis der Reiter in Sichtweite kam. Stirnrunzelnd erkannte sie den Jungen aus dem Dorf, der sie über die Lage des Räuberlagers informiert hatte. Bisher hatte er sie noch nicht entdeckt, doch er schien sich große Mühe zu geben, sie zu finden. Nach kurzer Überlegung entschied sie sich, das Risiko einzugehen und sich zu zeigen. Offenbar erleichtert näherte sich der Bursche und schnell versteckten sie sein Pferd, bevor Diala noch einmal die Umgebung sondierte und sich dann ihrem Gast zuwendete.

Dieser berichtete ihr lange und ausführlich von den Dingen, die sich zugetragen hatten, nachdem die beiden Milizionäre die Stadt verlassen hatten. Offenbar hegte Tylassar, der Diala bereits bekannte dickbäuchige Adlige, schon seit langer Zeit Ambitionen auf das Amt des Bürgermeisters, um seine oft unlauteren Geschäfte zu legalisieren und seinen Einfluss und seinen Machtbereich weiter zu vergrößern. Um dieses Ziel zu erreichen, schloss er sich mit einigen einflussreichen Männern aus dem ganzen Land zusammen, die sich die „Gefolgschaft der weißen Hand“ nannten. Genaueres wusste der Bursche jedoch nicht. Seitdem Tylassar vor einigen Monaten seine ältere Schwester gegen deren Willen zur Frau genommen hatte, war er in dem Bemühen, ihr zu helfen, mehrfach Zeuge von geheimen Gesprächen geworden. Da der Junge jedoch nicht wusste, wem er trauen konnte, hatte er zunächst geschwiegen. Nachdem der Knabe seinen Bericht beendet hatte, dachte Diala eine zeitlang darüber nach. Schließlich bat die Heermeisterin den Jüngling, ihrem Vorgesetzten im Hauptquartier der Miliz eine Nachricht zukommen zu lassen. Nach kurzem Zögern verwahrte dieser die Schriftrolle sicher in seinem Lederbeutel und machte sich umgehend auf den Weg. Diala blickte ihm noch einige Minuten nachdenklich nach, ohne zu ahnen, dass ihre Nachricht ihr Ziel niemals erreichen sollte.

Nach ein paar Stunden dringend benötigten Schlafs und etwas hartem Proviant erwachte Diala fröstelnd und immer noch erschöpft. Ihr war klar, dass sie handfeste Beweise benötigen würde, um die Verschwörung aufdecken zu können. Daher entschied sie, inder kommenden Nacht im Schutze der Dunkelheit nach Archet zurückzukehren, um Tylassar einen Besuch abzustatten. Die restlichen Stunden bis zur Dämmerung verbrachte sie nachdenklich in ihrem Lager, bevor sie schließlich aufbrach. Im Schutze der Dunkelheit gelang es ihr, ungesehen bis an die Holzpalisade der Stadt vorzudringen. Schließlich kam sie zu einer Stelle, wo der teilweise zerstörte Holzwall der Stadt ein mannshohes Loch aufwies.
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BeitragThema: Re: Diala Sonnenwind, Kapitel I-VIII   Diala Sonnenwind, Kapitel I-VIII Icon_minitimeDo Apr 10, 2008 1:38 pm

V. Rückkehr

Nach kurzem Warten gelangte Diala so unerkannt in die Stadt, wobei sie sich in einen dunklen Umhang hüllte, um ihre Rüstung und ihr Gesicht unkenntlich zu machen. Diese Vorsicht zahlte sich aus, denn von den wenigen Menschen, die sich noch auf den Straßen herumtrieben, nahm niemand nähere Notiz von ihm. Von dem Burschen wusste sie, dass Tylassar sich um diese Stunde gern in der Taverne aufhielt, um sich vor der Bevölkerung zu profilieren. Daher wartete sie geduldig in einer ruhigen Ecke, bis dieser in Begleitung eines breitschultrigen Dieners die Schenke verließ, und sich in Richtung eines Hauses in Bewegung setzte. Vorsichtig folgte sie den Beiden bis zu einem imposanten Herrenhaus, das als eines der wenigen keinerlei Spuren des vergangenen Kampfes aufwies. Als die Verfolgten das Haus betraten und der Diener die Tür hinter sich schließen wollte, rammte Diala mit ihrer Schulter dagegen, so dass diese mit voller Wucht vor den Schädel des überraschten Mannes schlug. Blitzschnell schritt sie über die Schwelle, schickte den sich aufrappelnden Diener mit einem beiläufigen, schweren Tritt in dessen Gesicht endgültig ins Reich der Träume und warf die Tür hinter sich ins Schloss. Starr vor Schreck und mit offenem Mund starrte Tylassar auf den Geist, der ohne innezuhalten die wenigen Meter bis zu ihm zurücklegte, ihn an der Kehle packte und hart an die Wand drückte. Mit Horror in den Augen sah er, wie der Eindringling ihm mit kalter Entschlossenheit ihren Dolch an den Hals setzte und er hatte keine Zweifel, dass sie ihn auch benutzen würde. Erst stotternd und dann immer schneller sprudelten die Worte aus ihm heraus. Erst zusammenhangloser Kauderwelsch, dann mehr und mehr seines geheimen Wissens. Von dem Plan, dass wieder aufgebaute Archet als geheimen Stützpunkt für eine neue Macht zu übernehmen, bis hin zu einer Gruppe von Verrätern, deren Mitglieder bis in die höchsten Kreise von Adel und Miliz reichten. Alles, was sie brauchte, um ihren Hals aus der Schlinge zu ziehen und die wahren Verschwörer ans Messer zu liefern. Schließlich versprach er der Heermeisterin sogar zitternd ein Buch mit vielen detaillierten Informationen aus seinem Sekretär im Schlafgemach des ersten Stockwerks, wenn sie ihn nur am Leben ließe.

Da plötzlich unterbrach das Öffnen der Tür und das Auftauchen von Thedoanis den eifrigen Redeschwall des Adeligen. Wie angewurzelt blieb der Hauptmann stehen, bevor er die Situation erfasste und sich sein Gesicht in eine Maske des Zorns verwandelte. Hinter Thedoanis waren einige offensichtlich frische Reiter der Miliz zu sehen, doch nur zwei seiner bisherigen Männer betraten auf sein Geheiß eilig das Haus, während die anderen Soldaten den Befehl erhielten, das Gebäude zu umstellen und auf weitere Befehle zu warten. Mit einem eisigen Lächeln zogen die Soldaten ihre Schwerter, während sie die Tür hinter sich schlossen.
Entschlossen hob Diala ihr Schwert in Richtung der Verräter und bereitete sich auf den Angriff vor, ohne den Adeligen dabei loszulassen. Da zog Thedoanis mit der freien Hand und mit diabolischem Blick beiläufig einen blutverschmierten Beutel aus seiner Tasche am Gürtel, den die junge Heermeisterin sofort als den des jungen Knaben erkannte. Da wusste sie, dass ihre Nachricht die Miliz nie erreicht hatte und sie keinerlei Hilfe zu erwarten hatte. Voller Zorn über das Schicksal des Jungen packte sie den wimmernden Adeligen und stieß ihn in Richtung ihrer Gegner, bevor sie die nahe Treppe nach oben stürmte. Tylassar, der sich nunmehr gerettet wähnte, ergoss sich in einem Schwall des Dankes, der abrupt abbrach, als Thedoanis ihm ohne zu zögern sein Schwert in den Bauch rammte. Wimmernd und sterbend ging er zu Boden, während die Milizionäre bereits die Verfolgung der Heermeisterin aufnahmen.

Diala hatte die wenigen Sekunden ihres geringen Vorsprungs genutzt und die Tür des Schlafgemachs, in dem sie sich nun befand, mit einem Schrank vorerst provisorisch blockiert. Schnell durchsuchte sie hektisch den von Tylassar erwähnten Sekretär, während die Milizionäre von außen fluchend gegen die Tür hämmerten. Schließlich entdeckte sie das gesuchte Buch, einen in Leder eingelassenen Folianten mit dem Siegel einer weißen Hand. Hastig verstaute sie es in ihrer Tasche und sah sich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Da die Tür nun nicht mehr in Frage kam, blieb nur noch der breite und luxuriöse Balkon. Mehrere Armbrustbolzen von unten drängten sie jedoch zurück ins Schlafgemach. Zurück im Innern sah sie, dass die Tür nur noch wenige Augenblicke standhalten würde. Diala sog noch einmal tief die Luft ein, nahm Anlauf und sprang dann in vollem Sprint sowohl über die Brüstung des Balkons als auch über die angrenzende Holzpalisade der Stadtmauer, bevor sie schmerzhaft in einem Gebüsch landete und eine Böschung herunterrollte. Benommen und mit schmerzender Schulter richtete sie sich auf. Es dauerte mehrere Sekunden, bis sie die gedämpften Schreie der Milizionäre und die lautstarken Verwünschungen von Thedoanis auf der anderen Seite der Palisade wahrnahm. Sie wollte sich gerade abwenden, als sie plötzlich hinter sich in ihrer unmittelbareren Umgebung Hufschlag vernahm. Trotz der Dunkelheit konnte sie einen Reiter mit zwei Pferden ausmachen, der direkt in Galopp auf sie zuhielt.

Sie griff zu ihrem Schwert, doch bevor es zum Kampf kommen konnte, riss der Reiter die Pferde herum und entpuppte sich als Morna. Offenbar hatte sie gewusst, wo die junge Heermeisterin zu finden sei und mit frischen Pferden in der Nähe gewartet. Für eine freudige Begrüßung blieb keine Zeit und Diala schwang sich schnell und von neuem Mut erfrischt in den Sattel und warf noch einen letzten Blick zurück auf den Balkon. In diesem Moment sahen der Hauptmann und die Heermeisterin hasserfüllt einander in die Augen und jeder gab dem anderen ein endgültiges Versprechen, dass nur einer von beiden würde halten können. Dann war der Augenblick vorüber und Diala und Morna wendeten ihre Pferde, bevor sie im wilden Galopp davon preschten und in der Dunkelheit verschwanden.
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BeitragThema: Re: Diala Sonnenwind, Kapitel I-VIII   Diala Sonnenwind, Kapitel I-VIII Icon_minitimeDo Apr 10, 2008 1:39 pm

VI. Offenbahrung

Nachdem sie sich ein Nachtlager gesucht hatten, schliefen sie fast umgehend völlig erschöpft ein und stärkten sich am nächsten Morgen mit einer Mischung aus Beeren der umliegenden Büsche und einigen Rationen Trockenfleisch. Dann berichtete Morna der Heermeisterin, wie sie im Hauptquartier der Miliz von den neuen Entwicklungen erfahren und sich umgehend auf den Weg nach Archet gemacht hatte. Unterwegs traf sie dann Geron, einen jungen Burschen, von dem sie erfuhr, wo in etwa sie Diala finden konnte. Jedoch traf sie nicht früh genug ein, um die Heermeisterin noch vor ihren Ritt nach Archet zu erreichen und hielt es daher für das Klügste, außerhalb der Stadt auf sie zu warten. Nachdem sie geendet hatte, dankte Diala ihrer Heroldin und informierte sie anschließend über die Ereignisse der letzten Tage. Gemeinsam betrauerten sie den Tod von Ferndal und so vieler Unschuldiger. Zu diesem Zeitpunkt wurde sich Diala schließlich des Buches gewahr, dass sie in der vergangenen Nacht aus dem Nachlass des kürzlich verstorbenen Tylassars an sich genommen hatte. Stirnrunzelnd betrachtete sie das Siegel, dessen Form eine weiße Hand zu sein schien. Nachdenklich strich sie darüber, konnte sich jedoch keinen Reim darauf machen. Schließlich öffnete sie den Band und begann zu lesen.

Offenbar hatte sich Tylassar dieses Buch als eine Art Lebensversicherung angelegt, falls sich die Dinge eines Tages gegen ihn wenden sollten. In dem Buch fand Diala viele Andeutungen auf die geheime Macht der weißen Hand, jedoch keine konkreten Hinweise. Offenbar hatte der Adelige selbst nicht gewusst, mit wem er da paktierte. Dafür war sein Wissen um die Organisation des Bundes der weißen Hand selbst umso größer gewesen. Offensichtlich gehörten den Verschwörern einige der einflussreichsten Geschäftsleute aus Archet, Schlucht und dem Breeland an, aber auch Mitglieder in wichtigen Positionen wie der Stadtwache waren in dem Buch verzeichnet. Auf der nächsten Seite jedoch lief es Diala kalt den Rücken runter. Sie wusste bereits, dass auf Seiten der Miliz Thedoanis mit seiner gesamten Truppe übergelaufen sein musste. Doch als sie las, welcher Name noch auf der Liste der Verräter stand, stockte es ihr der Atem: Aragial war der kommandierende Offizier der Bree-Reiterei, ein Hüne von einem Mann, auch wenn er bereits in die Jahre gekommen war. Er war einer der pflichtbewußtesten und ruhigsten Menschen, denen Diala jemals begegnet war. Und es gab noch eine Besonderheit: Aragial war ihr Onkel. Der jungen Heermeisterin stockte der Atem. Sie konnte einfach nicht glauben, dass diese Information der Wahrheit entsprach. Und doch bekam plötzlich vieles für sie einen Sinn: Aragials Weigerung, ihr ein eigenes Kommando für ihre Untersuchungen in Archet zu übertragen. Die Art und Weise, wie er die Vorfälle dort heruntergespielt hatte und seine offene Missbilligung, als es ihr schließlich doch noch mit Hilfe ihrer Kontakte gelungen war, einen Einsatzbefehl zu bekommen. Und dennoch konnte sie es einfach nicht glauben. Lange saß Diala reglos da, während ihr die eigentliche Tragweite der Geschehnisse nach und nach immer mehr bewusst wurde.

Offenbar wurde sie mittlerweile von der Miliz und der Öffentlichkeit als Kriegsverbrecherin, Mörderin und Deserteurin gesucht. Eine Rückkehr kam daher vorerst nicht in Frage. Zwar hatte sie das Buch, doch dieses listete nur die Mitglieder der Verschwörung auf, die Tylassar bekannt waren. Es mochte viele andere geben, welche über die Mittel und den Einfluss verfügen könnten, eine Untersuchung der Geschehnisse langfristig zu blockieren oder vielleicht sogar gänzlich zu verhindern. Damit war die Heermeisterin der Wahrheit näher gekommen, als sie ahnte, denn zur gleichen Zeit hielt es einer der einflussreichsten Männer des ganzen Breelandes namens Casoranus für wichtiger, sie tot zu sehen als lebendig. Zu diesem Zweck empfing er in der folgenden Nacht einen Gast, der sich mehr als alle anderen darauf verstand, Probleme wie die seinen aus der Welt zu schaffen. Schon mehrfach hatte Casoranus sich dieser Lösung bedient, auch wenn ihm die in ihren Augen unverhältnismäßig langsame Vorgehensweise dieses Auftragsmörders nicht behagte. Doch letzten Endes zählten die Referenzen und niemand war je erfolgreicher gewesen als dieser Meuchelmörder, der sich seit über zehn Jahren in einer Zunft behauptete, die keinen Fehler je verziehen hatte.

Doch von alledem ahnte Diala nichts, als sie in Gedanken versunken ihre nächsten Schritte plante. Mit dem Tod von Tylassar war ein wichtiger Zeuge verloren gegangen und auch der junge Bursche, den sie in gutem Glauben zum Hauptquartier der Miliz entsandt hatte, konnte kein Zeugnis mehr ablegen. Zunächst einmal würden sie für einige Tage untertauchen müssen. Solange die Wunden von Archet noch frisch waren und es in der ganzen Gegend von wütender Miliz wimmelte, die ihre scheinbar ermordeten Kameraden rächen und die verantwortliche Verräterin zur Strecke bringen wollten, würden sie sich nur schwerlich sicher bewegen können. Es galt also zunächst einmal, ein abgeschiedenes Versteck nicht zu weit der Stadt zu finden, in dem sie auch notfalls länger ungesehen kampieren könnten.

Einen solchen Ort fanden sie schließlich in den nahen Bergen, wobei sie sich von den umherziehenden Jägern und Fallenstellern fern hielten. Der Platz bot eine gute Deckung und war fast vollständig von Felsen umgeben. Die Pferde konnten an einer nahe liegenden Wiese mit einem kleinen Flusslauf grasen und sogar das Anzünden eines Feuers war möglich, da der Rauch durch die berghohen Felsen und das Blattwerk völlig verdeckt wurde. Zweimal entdeckten sie Soldaten, welche die Gegend erfolglos nach ihnen durchsuchten.
Mehrere Tage hielten sich die ehemalige Miliz-Heermeisterin und ihre treue Heroldin dort verborgen, um ihre weiteren Schritte zu planen. Doch eines Tages war es mit dem Gefühl der Sicherheit vorbei. Äußerlich hatte sich nichts verändert, doch sowohl Diala als auch Ferndal fühlten sich mehrfach beobachtet, auch wenn sie trotz intensiver Suche niemanden entdecken konnten. Schließlich beschlossen sie, dass es an der Zeit wäre, ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Froh, endlich wieder etwas unternehmen zu können, verließen sie mit frischen Pferden und reichlich Proviant die Berge. Dabei mieden sie die größeren Straßen und hielten sich an kleinere Wege und Wiesen. Nahe einer Gabelung trennten sich ihre Wege. Während Morna den Auftrag erhielt, die Spur der Räuber ausfindig zu machen, die Archet verwüstet hatten und daher zumindest teilweise in die Pläne der weißen Hand eingeweiht sein müssten, ritt Diala in die Richtung des Hauptquartiers der Miliz, um mehr über die Hintergründe zu erfahren. Das von Tylassar erbeutete Buch ließ er dabei wohlweißlich in der Obhut ihrer Heroldin.

Ein stürmischer Wind und schwerer Regen peitschten Pferd und Reiter, als Diala schließlich den Ort erreichte, mit dem für sie so viele Erinnerungen verbunden waren. Doch schienen sie ihr fast wie aus einem vergangenen Leben. Nichts war mehr, wie es einmal gewesen war. Schließlich kam sie zu einem Hügelkamm, von dem aus sie das befestigte Lager mit ihren vielen Gebäuden innerhalb der gewaltigen Steinmauern und den Wachtürmen einsehen konnte. Aufgrund des Unwetters herrschte dort nur wenig Aktivität, lediglich die Wachen standen auf ihrem Posten. Inmitten einer Baumgruppe suchte sie eine zeitlang Schutz vor dem Wetter, wo sie noch einmal die Ereignisse der letzten Tage durchdachte. Schließlich entschied sich Diala für den direkten Weg und setzte sich in Richtung des Tores in Bewegung. Trotz des stürmischen Regens brauchte der Posten nicht lange, um zu erkennen, wen er vor sich hatte. Wenige Augenblicke später war die Heermeisterin von einer ganzen Schar Milizionäre umgeben, von denen jedoch zunächst keiner so recht zu wissen schien, wie sie mit der Situation umgehen sollten. Nach kurzer Verwirrung wurde Diala dann erst zum Offizier der Wache und anschließend mit einer Eskorte ins Hauptquartier gebracht.


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BeitragThema: Re: Diala Sonnenwind, Kapitel I-VIII   Diala Sonnenwind, Kapitel I-VIII Icon_minitimeDo Apr 10, 2008 1:40 pm

VII. Aragial

Ein Lächeln stahl sich auf das Gesicht von Aragial, als er sah, wen die Wachen da in seinen Raum führten. Im Gegensatz zu Hauptmann Thedoanis, der instinktiv mit wutverzerrtem Gesicht sofort an seinen Schwertknauf griff, ließ er mit keiner Regung erkennen, dass ihn diese Situation in irgendeiner Weise überraschte. Nachdem er Thedoanis mit einer beiläufigen Handbewegung in die Schranken gewiesen und die Wachen wieder fortgeschickt hatte, musterte er seine Nichte noch einige Sekunden lang, ehe er ihr direkt in die Augen sah. Er hatte immer etwas für das Mädchen übrig gehabt und ihre Leistungen geschätzt, doch war ihre Starrköpfigkeit nunmehr zu einem Problem für ihn geworden. Aragial wusste, dass Diala sich in einer Situation wie dieser kaum nur auf die Verwandtschaft zu ihm verlassen würde, um sicherzustellen, dass sie dieses Lager später wieder lebend verlassen würde. Ruhig und bedächtig fragte er sie daher ohne Umschweife nach ihrem Begehren, während Thedoanis weiter im Hintergrund kochte und Diala mit offenem Hass anstarrte. Die Heermeisterin ließ sich davon jedoch nicht weiter beirren und informierte ihren Onkel offen über die Ergebnisse ihrer Nachforschungen. Nachdem sie geendet hatte, herrschte minutenlang Schweigen im Raum. Aragial musterte seine Nichte erneut, zeigte jedoch allen Offenbahrungen zum Trotz nicht die geringste Spur von Nervosität. Innerlich jedoch suchten seine Gedanken fieberhaft nach einem Ausweg. Da mittlerweile vermutlich jedem im Lager bekannt war, wer da bei stürmischen Wetter durch das Tor geritten kam und Aragial nicht sicher wusste, welche Beweise Diala ihm möglicherweise noch verschwiegen hatte, waren seine Möglichkeiten, die Lage zu kontrollieren, stark eingeschränkt. Andererseits schienen die Beweise nicht so erdrückend zu sein, wie er zunächst angenommen hatte, denn sonst wäre sie damit ohne Zweifel direkt an die Öffentlichkeit gegangen. Während er darüber nachdachte, begannen sich in seinem Geiste die ersten konkreten Züge eines Planes zu formen. Er unterdrückte den Zwang eines Lächelns und als er schließlich das Wort ergriff, waren ihre Worte wie gewohnt ruhig und bedächtig.

Er ließ Diala wissen, dass er ihre Beweise für unzureichend hielt, stand ihr jedoch auch mit wohlbedachten Worten zu, dass die Situation unangenehm genug sei, um die Jagd auf sie abzublasen und das Gerichtsverfahren vorerst auszusetzen. Bei diesen Worten zuckte Thedoanis wie elektrisiert zusammen, sagte jedoch keinen Ton. Zwar war Aragial klar, dass er seine Nichte mit diesen Worten nicht von ihren Recherchen abbringen würde, doch konnte er sich damit wenigstens erst einmal ein wenig Zeit erkaufen. Diala auf der anderen Seite wusste, dass dieses Patt zwischen ihrem Onkel und ihr das Beste war, was sie zur Zeit erreichen konnte. So entstand ein unsicherer Waffenstillstand, den jede Seite schon bei Abschluss so kurz wie möglich halten wollte. Als schließlich alles gesagt war, was es zu bereden gab, entfernte Diala die Siegel der Miliz von ihrer Uniform, ließ sie obligatorisch zu Boden fallen und schickte sich an, den Raum zu verlassen. Bevor sie jedoch ihre Absicht in die Tat umsetzen konnte, ließ Aragial sie noch ein letztes Mal innehalten. Nach scheinbar kurzem Zögern ließ er seine Nichte wissen, dass ein einflussreicher Kaufmann mit dem Namen Casoranus kürzlich einen Attentäter auf sie angesetzt hätte. Auch wenn diese Information, sofern sie denn der Wahrheit entsprach, durchaus ihren Wert hatte, war Diala dennoch klar, dass die Gründe ihres Onkels für diese Offenlegung kaum selbstlos sein konnten. Viel wahrscheinlicher war es, dass er sie dazu benutzen wollte, einen unliebsamen Konkurrenten auszuschalten, was auch durchaus der Wahrheit entsprach. Doch das war für Diala zunächst nur von nebensächlicher Bedeutung. Der Gedanke, von einem professionellen Mörder verfolgt zu werden, behagte ihr ganz und gar nicht und sie sah sich mehr als einmal um, bevor sie unbehelligt das Lager der Miliz verließ.
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BeitragThema: Re: Diala Sonnenwind, Kapitel I-VIII   Diala Sonnenwind, Kapitel I-VIII Icon_minitimeDo Apr 10, 2008 1:41 pm

VIII. Der Attentäter

Laut Aussage ihres Onkels würde sich der besagte Kaufmann im wohlhabenden Viertel von Bree aufhalten. Zwar traute Diala ihm in keinster Weise, doch musste sie sich dieses Problems schnellstmöglich annehmen, sollte sie nicht für den Rest ihres Lebens Tag und Nacht über ihre eigene Schulter schauen wollen. Trotzdem legte sie in einem Gasthaus auf dem Weg eine Pause von zwei Tagen ein, damit sein Onkel Gelegenheit hatte, die umliegenden Städte von ihrer Begnadigung zu informieren. Er fragte sich mehr als einmal, wie Aragial ihre Freilassung wohl der Bevölkerung gegenüber vertreten wollte, ohne weitere Fragen aufzuwerfen. Doch das sollte nicht ihre Sorge sein. Nach zwei unruhigen und nahezu schlaflosen Nächten machte sich Diala auf und erreichte in der Mitte des folgenden Tages Bree. Schon von weitem war die Stadt beeindruckend und die ehemalige Heermeisterin der Miliz grübelte die restlichen Minuten bis zum Tor darüber nach, ob die Stadtwache wohl bereits über die neuesten Ereignisse informiert sein würde. Doch wie es schien, war ihre Sorge diesbezüglich unbegründet. Die Wächter der Stadt und auch einige Infanteristen der Miliz nahmen keinerlei Notiz von ihr. Nachdem sie ihr Pferd in den Ställen untergebracht hatte, zog es Diala umgehend in das Viertel, dass ihr beschrieben worden war. Aufmerksam achtete sie auf jedes Anzeichen einer Falle oder eines Hinterhaltes, doch konnte sie niemanden entdecken.

Trotzdem entschloss sie sich gegen Abend, nichts zu überstürzen und vorerst im Gasthaus zum tänzelnden Pony abzusteigen, um sich am nächsten Tag ein besseres Bild zu verschaffen. Wie in den Nächten zuvor sicherte sie die Türe und die Fenster ihres Zimmers mehrfach, um vor unliebsamen Überraschungen gefeit zu sein. Auch einen Dolch behielt sie griffbereit, doch verlief die Nacht ohne nennenswerte Ereignisse.

Am nächsten Morgen machte sie sich dann auf, noch ein letztes Mal die Umgebung zu überprüfen, bevor sie Casoranus in dessen Haus einen Besuch abstatten würde. Stirnrunzelnd nahm Diala zur Kenntnis, dass sich um den Eingangsbereich des Hauses eine große Menschentraube versammelt hatte. Auch die Stadtwache war mit einem ungewöhnlich großen Aufgebot vor Ort, um für Ordnung zu sorgen. Gerade als sie sich mit einem flauem Gefühl in der Magengrube dem Gebäude und der davor stehenden Menge von Gaffern nähern wollte, sah sie, wie mehrere einfache Leute einen großen Holzkasten, bei dem es sich offensichtlich um einen Sarg handelte, aus dem Haus trugen. Dem Gerede der nahe stehenden Leute konnte Diala entnehmen, dass es sich bei dem kürzlich Verstorbenen zweifelsohne um Casoranus selbst handelte. Dieser wurde im Laufe des Morgens ohne ein Anzeichen von Gewalteinwirkung überraschend tot in seinem Bett vorgefunden, obwohl er durchaus noch einige gute Jahre vor sich gehabt haben müsste. Der örtliche Heiler sprach von einem natürlichen Tod, hervorgerufen durch ein schwaches Herz. Weitere Informationen konnte Diala nicht aufschnappen, da die Angehörigen bereits lautstark damit begannen, um ihr Erbe zu feilschen. Bedrückt kehrte sie ins Pony zurück, um ihre nächsten Schritte zu überdenken. Der Kaufmann war tot und damit der einzige Hinweis auf die Identität des Attentäters verloren. Sie konnte nur hoffen, dass der Auftrag noch nicht bezahlt worden war. Nach einigen Stunden des Grübelns beschloss Diala, dass es das Beste wäre, nach Archet zurückzukehren um Morna über die neuesten Entwicklungen zu informieren und ihre nächsten Schritte zu planen. Es gab viel zu tun.
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